
Jemand sagte mal zu mir „Mir ist es egal, ob ich Single bleibe. Meine Mädels kenn ich schon seit der Schule und bei uns ändert sich nichts an der Freundschaft. Die haben ja eh alle Partner und bis jetzt ist alles wie gehabt.“ Das ist etwa 8 Jahre her. Und ich konnte dieser Aussage schon damals nicht zustimmen. In meinem Umfeld hatten bereits die meisten Kinder. Und Freundschaften aufrecht zu erhalten, ist dann schon wegen der unterschiedlichen Tagesabläufe recht schwierig gewesen.
Ich weiß nicht, wie das bei meiner Gesprächspartnerin von damals heute ist, aber ich wette: Genauso wie bei allen anderen auch. Irgendwann wird die Kluft zwischen Singles und Eltern unüberbrückbar. Und man muss sich tierisch anstrengen, um die Freundschaft am Leben zu erhalten. Aus Singlesicht sage ich natürlich, dass das nur funktioniert, wenn der Single sich anpasst. Schließlich ist er/sie ja der/die Komische. Aber wie schon an anderen Stellen erwähnt, hatte ich darauf irgendwann einfach keine Lust mehr.
Es liegt in der Natur der Sache, dass der Freundeskreis dann kleiner wird. Und irgendwie lernt man auch nicht mehr so viele Menschen kennen, die man so ohne weiteres in sein Leben lassen möchte.
Die halbe Stadt kennen oder lieber gute Freunde?
Auch ich habe mir schon oft Gedanken darüber gemacht, wie viele Freunde man eigentlich so braucht. Als arbeitender und auch noch introvertierter Mensch finde ich es anstrengend, mit vielen Leuten Kontakt zu halten. Denn je mehr Kontakte man unterhält, desto oberflächlicher sind diese. Zwangsweise. Und das ist ja nun gar nicht mein Ding.
Aber so ganz ohne Freunde geht’s ja auch nicht. In einer meiner Beziehungen klammerte mein Partner extrem. Ließ mich kaum aus dem Haus gehen, aus Angst, mich zu verlieren. Vor der Beziehung war ich ein sehr geselliger Mensch, oft die Letzte auf Partys, mit vielen Freunden und Bekannten. Irgendwann stand ich vor der Wahl: Jedes Mal einen Streit vom Zaun brechen, wenn ich ausgehen wollte. Oder zuhause bleiben.
Ich war 22, wünschte mir endlich eine dauerhafte Beziehung. Und war eben noch ein bisschen dumm. Also kapselte ich mich immer weiter von meinen Freunden ab, erfand Ausreden und bekam Schnappatmung, wenn mich jemand zu seinem Geburtstag einlud. Da mich das nicht glücklich machte, entstand auch in der Beziehung bald eine Distanz. Die mit einer Trennung endete. Und damit, dass ich plötzlich komplett allein da stand.
Auch heute beschäftigt mich die Frage nach einem großen oder kleinen Freundeskreis noch immer. Manchmal schaue ich neidvoll auf meine jüngeren Kollegen, die scheinbar die halbe Welt kennen und hier und dort unterwegs sind und sich die Nächte um die Ohren schlagen. Dann fällt mir aber wieder ein, dass ich ja lieber um 10 ins Bett gehe, damit ich meine vollen acht Stunden Schlaf bekomme. Und dass solche „Freundschaften“ mit 300 Leuten zu 90% nicht besonders gehaltvoll sein können. Will ich das?

Nach dem Teeniealter ist aber auch das Thema beste Freundin irgendwie schwierig. Das „wir gegen den Rest der Welt“ funktionierte zumindest für mich nicht mehr so wirklich. Ich glaube, man braucht für seine unterschiedlichen Persönlichkeitsfacetten unterschiedliche Menschen. Jemanden zum Reden, für Konzerte, auf die sonst keiner gehen will. Zum Ausgehen, zum Sport oder für den Urlaub. Manchmal vereint eine Person gleich mehrere dieser Dinge. Aber seine Bedürfnisse auf mehrere Leute aufteilen zu können, macht für mich den perfekten Freundeskreis aus. Auch wenn diese Menschen sich oft sehr unterscheiden und vielleicht auch gar nicht miteinander klarkommen.
Ich habe das Glück, meine beste Freundin aus der Teeniezeit wieder zu haben. Dazwischen gab es eine größere Lücke, in der wir uns sehr in unterschiedliche Richtungen entwickelt hatten und es einfach nicht mehr so richtig passen wollte. Aber trotz Kindern schaffen wir es, immer einen gemeinsamen Nenner zu finden. Und das funktioniert unsere Ansicht nach nur, wenn beide Seiten bereit sind, Rücksicht zu nehmen und sich auf die Welt des anderen einzulassen.
Neue Freunde. Auch das noch.
Und wie ist das mit neuen Freunden? Ich ruhe mich gerne auf dem aus, was ich habe. Fremde Menschen sind mir ja sowieso suspekt und im Prinzip habe ich für alle meine Facetten jemanden, mit dem ich sie teilen kann. Wenn ich jetzt noch ein paar Energiefresser aussortiere, bin ich eigentlich all set. Nur: Als Single ist es fatal, sich nicht auf neue Leute einzulassen. Denn wie sonst soll man neue Kontakte knüpfen, vielleicht beim Sport ein nettes Mädel kennenlernen. Das einen übelst hotten Bruder hat? So sehr solche Türchen auch einen Einfluss auf mein Beziehungsleben haben und mich aus der Onlinedating-Misere befreien könnten: Der Weg zu neuen Freunden erscheint mir immer mühsam. Und desto überraschter bin ich, wenn es mal ganz einfach geht.
Wie letzte Woche zum Beispiel: Was bei Kleiderkreisel mit persönlicher Übergabe verkauft und schon ein nettes Mädel kennengelernt, mit dem ich mich sicher wieder auf einen Kaffee oder sogar ein Abendessen treffen werde. So simpel. Und doch so schwierig für mich.
Neue Orte und das Gefühl, meinen Kreis zu erweitern und neue Hobbies auszuprobieren, haben für mich aktuell noch immer was mit Müssen zu tun. Aus einer Not entstanden. Aus Einsamkeit. Und aus dem Zwang heraus, meinen Fokus in eine andere Richtung (meistens weg von einem Mann) zu lenken. Ich hoffe, dass ich das bald als Bereicherung sehen kann, etwas für mich zu tun. Auch im Hinblick auf eine Beziehung. Denn ich kenne mich: Ich werde mich auch in Zukunft wieder sehr daran erinnern müssen, die Balance zwischen Partner und Freunden im Gleichgewicht zu halten.

Wie handhabt Ihr das als Singles? Baut Ihr neue Kontakte automatisch in Euer Leben ein? Oder fällt Euch das auch eher schwer und seht es als notwendiges Übel? Lasst es uns wissen, in den Kommentaren oder auf Facebook und Instagram.
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