Toxische Beziehung

Es gibt Menschen, die sind giftig für die Seele. Sie vergiften Beziehungen, egal ob freundschaftlich, romantisch oder beruflich. Manchmal merkt man sofort, dass man jemanden nicht in sein Leben lassen sollte. Bei anderen dauert es etwas länger, bis man versteht, dass man sich besser von diesem Menschen fernhalten sollte.

Was ist eigentlich mit „toxisch“ gemeint?

Toxisch – giftig, schädlich, gifthaltig – so die einfache Erklärung des Dudens. Bei einer Pflanze oder einem Lebensmittel gut vorstellbar, aber was bedeutet es auf einen Menschen übertragen? Was zeichnet einen toxischen Menschen aus? Welche Eigenschaften machen diesen Menschen zu einer vermeidenswerten Person? Ich will vorsichtig sein, denn oft neigt man dazu zwischen inflationär benutzten Modebegriffen und Küchenpsychologie vorschnell zu urteilen. Aber nachdem ich viele Jahre mit einer Person zu tun hatte, deren Verhaltensmuster darauf ausgelegt sind, durch Manipulation und Unwahrheiten eigene Interessen durchzusetzen, wage ich zu behaupten, dass diese Person der Inbegriff eines toxischen Menschen ist.

Was ich hier schreibe, ist ein sehr persönlicher Erfahrungsbericht, in dem es mir nicht darum geht, mit jemandem abzurechnen. Vielmehr möchte ich zeigen, wie toxische Menschen unser Leben beeinflussen und wie man sie erkennt.  

Toxische Persönlichkeit – sie ist nicht immer so offensichlich wie man meinen könnte

Warum habe ich die Red Flags ignoriert?

Eigentlich hätte ich damals schon die Beine in die Hand nehmen sollen, als ich die Red Flags wehen sah. Tatsächlich ist es aber gar nicht so einfach, je nachdem wie verwoben die Beziehungen mit einem toxischen Menschen sind. Ohne zu sehr ins Detail zu gehen (es gibt Gründe, warum ich das nicht tue) kann ich verraten, dass bereits unsere ersten gemeinsamen Berührungspunkte für mich ein einschneidendes Erlebnis waren. Ich möchte der von mir beschriebenen Person keinen Namen geben, sondern nenne sie, der Einfachheit halber, einfach X.

Unser Kennenlernen liegt schon einige Jahre zurück. Ich kam als „die Neue“ in eine Gruppe und beobachtete erst einmal, um ein Gefühl für die anderen Personen zu bekommen. Es ergab sich, dass X und ich über mehrere Stunden allein miteinander zu tun hatten, um eine Aufgabe zu lösen. Schon da zeichnete sich klar ab, das X vornehmlich darauf bedacht war, seine eigenen Interessen umzusetzen, ohne auch nur einmal die Wünsche oder Anmerkungen anderer Personen (in diesem Falle ich) zu hinterfragen. Ich kann heute zugeben, dass es mich in dieser Situation sehr traf, wie X mich behandelte. Mich schlichtweg über Stunden ignorierte und, selbst auf meine Versuche hin, eine gemeinsame Basis für uns beide zu schaffen, mit Desinteresse strafte.

Natürlich könnte man jetzt sagen, X hatte schlichtweg keine Lust auf mich, was ja grundsätzlich auch okay gewesen wäre, aber im Anschluss an diese Begegnung trat X vor die Gruppe und tat so, als hätten wir eine super Zeit zusammen gehabt. Er log den anderen geradeaus ins Gesicht. Ich hätte heulen können, wollte aber als „die Neue“ keinen Aufriss machen. Also schwieg ich. Heute würde ich anders reagieren und wünsche mir, ich hätte es damals auch gekonnt. Dieses Ereignis war bezeichnend für die weitere Beziehung zwischen X und mir. Wir sprachen zwar nie wieder darüber, aber Laufe der Jahre sollten noch zahlreiche weiterer, von mir mittlerweile als solche erkannten, toxischen Situationen hinzukommen.

Wen der Toxiker nicht manipulieren kann, wird sehr schnell uninteressant

Fairerweise will ich sagen, dass zu jedem Konflikt mindestens zwei Personen gehören und auch ich ein expressiver Charakter bin. Meine direkte Art kommt sicher nicht bei jedem an, den Anspruch habe ich auch gar nicht. In den letzten vier Jahrzehnten habe ich gelernt mich von der Vorstellung zu verabschieden, jedem gefallen zu wollen. Aber es macht mich wahnsinnig, wenn gesagt wird, man solle doch das Verhalten eines anderen Menschen hinnehmen, denn er oder sie „sei nun einmal so“. Diesen Satz habe ich in Bezug auf X mehr als einmal gehört, und jedes Mal, wenn ich ihn höre, stößt er mir bitter auf.

Sicher, jeder von uns hat eine ganz eigene Charakterstruktur, die unser Wesen entscheidend prägt. Aber was ich nicht akzeptieren kann, ist die Ablehnung jeglicher Selbstreflexion. Man kann mit anderen in einen Konflikt treten und gegensätzliche Argumente austauschen, muss sich aber dennoch regelmäßig hinterfragen, ob das eigene Tun angemessen und richtig ist. Ich schließe mich selbst dabei natürlich nicht aus.

Speziell die mangelnde Reflexion ist eine ausgeprägte Eigenschaft toxischer Menschen. Sie suchen den Fehler immer beim Gegenüber und wenn sie keinen finden, versuchen sie ihrem Gegenüber einen Fehler einzureden. Das Spiel mit dem schlechten Gewissen ist ein typisches Mittel des Toxikers, um an sein Ziel zu kommen. Oft wird dabei emotionaler Druck aufgebaut.

Auch vermeintlicher Austausch zu einem Problem ist in den allermeisten Fällen nicht dafür da, um eine konstruktive Lösung zu finden. Ein toxischer Mensch ist meist gar nicht an einer echten Lösung eines Konflikts interessiert, sondern sucht nach Wegen seinen Willen durchzusetzen. Auch, wenn dieser Weg vermeintlich erst einmal über eine gemeinsame Einigung läuft. Ein toxischer Mensch sieht sich mit seinem Verhalten stets im Recht und Diskussionen, ja selbst Fakten beeindrucken ihn nicht.

Ich würde es nicht behaupten, wenn ich es nicht jahrelang erlebt hätte. Verabredungen und Vereinbarungen wurden getroffen, waren aber schon im nächsten Moment, in meinem Fall oft am nächsten Tag, bereits wieder hinfällig. Dinge, die an einem Tag superwichtig waren und in die viele Stunden flossen, waren am nächsten plötzlich obsolet und interessierten X nicht mehr. Es ist unglaublich anstrengend und nervenaufreibend auf diese Weise produktive Ergebnisse zu erzielen. Denn auch hier geht es dem Toxiker wieder nur darum, die eigenen Interessen durchzusetzen, egal, was vielleicht vorher abgesprochen wurde. Diese Impulsivität und Unzuverlässigkeit machen es extrem schwer, auf wertschätzender und vertrauensvoller Ebene eine gemeinsame Basis finden

Aber allein Impulsivität und Unzuverlässigkeit reichen sicher auch noch nicht aus, um von einer toxischen Persönlichkeit zu sprechen. Wenn allerdings Manipulation und Lügen hinzukommen und sich dazu auch noch das Unvermögen (oder der Unwille) erkennen lässt, sich emotional in andere hineinzuversetzen, kann man klar von einer toxischen Persönlichkeit sprechen.

Toxische Beziehung
Toxische Beziehungen kann man nicht „einfach aushalten“

Die Einflussnahme auf die eigenen Gedanken, Entscheidungen und Handlungen sind tatsächlich im ersten Moment gar nicht immer so einfach zu erkennen. Ich brauchte auch eine Weile, um zu verstehen, was vor sich geht. Der Toxiker verdreht die Wahrheit zu seinen Gunsten und scheut sich auch nicht, Gerüchte in die Welt zu setzen, um seine „Zielperson“ zu schwächen oder vor anderen schlecht zu machen. Bei den Situationen, die ich erlebt habe, wurde zudem versucht eine Person oder ein Personenkreis auf die eigene, vermeintlich richtige Seite zu ziehen. Diese sollten dann die Meinung des Toxikers bekräftigen. Also nach dem „Wir gegen dich“ Prinzip.

Die toxische Person stellt das mitunter sehr geschickt an und wenn man nicht aufpasst, fährt man im gleichen Fahrwasser, weil die Argumente im ersten Moment, und vor allem, wenn man die Person noch nicht so gut kennt, gar nicht so abwegig klingen. Ich habe zahlreiche Situationen erlebt, bei denen die Versäumnisse und Fehler einer Person gesammelt wurden, um dann eine Generalabrechnung zu machen. Ungeachtet dessen, was die betreffende Person vielleicht als Verteidigung oder Rechtfertigung vorzubringen hatte. Das war nicht nur übergriffig, sondern für die betroffene Person auch sehr verletzend. Auch ich selbst war Zielscheibe dieser persönlichen Angriffe.

Über die Jahre hinweg habe ich diesen Stress nicht nur mental, sondern auch körperlich gespürt. Bauch- aber vor allen Kopfschmerzen vor oder nach einem Zusammentreffen mit X wurden immer häufiger. Das war auch der Punkt, an dem ich beschloss, dass es so nicht weitergehen konnte. Ich verstand langsam das Schema-F, mit dem X auf Menschen einwirkte und hörte damit auf, auf Dinge, die oft theatralisch, aber haltlos in den Raum gestellt wurden, zu reagierten. Der Supergau für die toxische Person, die dadurch ihr Publikum, dass sie bis gerade noch manipulieren konnte, verliert.

Damit wurde ich plötzlich vollkommen uninteressant für X, da aus der Sicht dieser Person, kein Nutzen mehr aus mir zu ziehen war. Von anderer Stelle weiß ich, dass Personen, die begannen sich X entgegenzustellen und vorher für X „wichtig“ waren, fallengelassen wurden wie eine heiße Kartoffel. Ein „Nein“ wurde schlichtweg ignoriert. Und die Person, die es wagte, einer anderen Meinung zu folgen als der von X, sollte möglichst vom Rest der Gruppe getrennt werden, damit oben beschriebenes Vorgehen wieder praktiziert werden konnte. Ich bin mir sehr sicher, dass X heute genauso schlecht über mich spricht, wie zuvor bei mir über andere.

Eine toxische Beziehung kann man nicht „einfach aushalten“

Mittlerweile habe ich jeglichen Kontakt abgebrochen. Eine bewusste Entscheidung, die in mir viele Jahre reifen musste. Denn wie gesagt, es ist nicht immer so einfach, sich aus Strukturen zu lösen, die jahrelang aufgebaut und verwebt wurden. Auch habe ich lange nicht eingesehen, dass ich diejenige sein sollte, die etwas verändern muss, damit sich die Situation, zumindest meine eigene, verbessert. Ich habe durch diesen Schnitt große, persönliche Einbußen in Kauf genommen. Zumindest fühlte es sich im ersten Moment so an.

Heute weiß ich jedoch, eine klare Abgrenzung ist die einzige Möglichkeit, um nicht permanent mit toxischer Energie penetriert zu werden und um die eigene mentale Gesundheit zu schützen. Dabei ist es vollkommen egal, ob man mit der toxischen Person in einer Partnerschaft oder Freundschaft ist, ob es eine berufliche Beziehung ist oder es sich um jemanden aus der Familie handelt. Die negative Energie ist überall die gleiche und macht auf Dauer krank.

Für mich war es ein Befreiungsschlag und es fühlt sich einfach nur gut an zu wissen, dass diese Person keinen Einfluss mehr auf mich, meine Gedanken und mein Handeln hat. Ich kann es nur allen empfehlen, die es mit einer toxischen Person zu tun haben. Habt den Mut euch zu lösen und lasst euch keine schlechten mehr Gedanken einreden!


Bist oder warst du selbst auch schon einmal in einer toxischen Beziehung? Falls ja, wie bist du mit dem Thema umgegangen? Erzähl mir von deinen Erfahrungen und hilf damit auch anderen, die gerade mitten in solch einer Beziehung stecken.


Wenn dich dieses Thema interessiert hat, dann lies doch auch meinem Beitrag zum Thema ENERGIEVAMPIR – wie ich meinen losgeworden bin

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