
Meistens fällt mir erst auf, wie normal es für mich geworden ist, Dinge allein zu tun, wenn mich jemand darauf hinweist. „Was, du hast dir ganz allein eine Wohnung gekauft? Das ist ja mutig.“ Pfff. Ja, natürlich. Wenn man länger drüber nachdenkt, war es eigentlich Wahnsinn, im ersten Job nach der Probezeit gleich in eine Immobilie zu investieren. Aber eben auch wirtschaftlich gesehen extrem schlau. Was mich unter anderem übrigens zu einer verdammt guten Partie macht. Just saying…
Auch für mich ganz banale Dinge lösen ab und zu bei meinem Gegenüber – ja Klischee, aber es sind leider tatsächlich vornehmlich Frauen, die schon sehr lange in Beziehungen oder nahtlos von der einen in die anderen übergegangen sind – Schnappatmung aus. „Du fährst ganz allein 400 km mit dem Auto? Über die AUTOBAHN?? Das könnt ich ja nicht.“ „Und dann warst du da ganz allein 20 Stunden mit dem Flugzeug in die USA unterwegs? Mit zwei Mal Umsteigen? Ich würd mich SO verlaufen an den Flughäfen!“ „Also, ich hab ja zwei linke Hände. Regale aufbauen macht bei uns zuhause der Felix.“
Ja. Das Ding ist nur: Wenn man das alles nie musste, weil immer ein Felix da ist, der einem die unangenehmen Dinge abnimmt, dann kommt man da all die Jahre natürlich drumrum. Eigentlich würde ich gern fragen: „Hast du’s denn schon mal allein versucht?“ Denn Rocket Science ist das alles irgendwie nicht. Man muss sich nur mal trauen.
Lustig ist, dass ich mich selbst überhaupt nicht als furchtbar mutigen Menschen wahrnehme. Weil das alles so alltäglich für mich ist. Es gibt eben nur zwei Optionen: Allein da durch oder bleiben lassen. Und wenn man sich San Francisco nicht nur auf Instagram anschauen und zwischen unausgepackten Ikea Paketen hausen möchte, muss man eben ab und zu mal über seinen Schatten springen. Auch wenn’s erstmal weh tut. Und bei den Dingen, die ich wirklich nicht kann – wie zum Beispiel ein Loch in eine Stahlbetonwand bohren, um eine Vorhangstange zu befestigen – ruf ich halt in Gottes Namen einen Mann an. Papa nämlich.
Selbst ist die Frau. Blablabla.
Ich hör ja die Emanzen schon: „Jaaa, das ist doch suuper. Wer braucht schon nen Kerl?“ Aber die Wahrheit ist: Ich hab überhaupt keinen Bock, alles allein zu machen. Manchmal, wenn ich mal wieder Zeit mit befreundeten Pärchen verbringe und grade erfolgreich verdrängt habe, dass ich der einzige Single im Raum bin, schwant mir nämlich, dass es eigentlich ganz cool wäre, sich ab und zu ein paar Dinge abnehmen zu lassen.
Dann hätte ich letzte Woche beim Garagensale nicht alleine vier Mal drei Stockwerke mit 12 Kilo schweren Kisten bis in die Tiefgarage stolpern müssen. Und nicht auf der Heimfahrt von der Arbeit nach knapp zwei Stunden Stau noch kurz vor Ladenschluss in den Supermarkt hecheln, weil mir eingefallen ist, dass ich überhaupt nichts zu essen zuhause habe. Und mal nicht überlegen, wie ich nach dem Teamessen nach Hause komme, weil da jemand ist, der mich abholt. Ja, ich bin neidisch auf Euch. Verdammt neidisch. Und am schlimmsten ist, dass Ihr das gar nicht mehr wahrnehmt. Weil das nämlich Eure Normalität ist.

An sich bin ich froh, dass ich eine zeitlang gezwungen war, selbstständig zu leben. Ich habe sehr viel gelernt und allein der Gedanke, dass ich so viel allein schaffen könnte, wenn ich wollte und vielleicht mal wieder müsste, ist schon sehr beruhigend. Ich fürchte nämlich, dass ich sonst ohne einen von diesen Felixen auch nicht besonders gut überleben würde. Aber: Den Punkt habe ich schon vor vielen Jahren erreicht. Jetzt reicht’s einfach. Und das Problem ist, dass ich schon gar nicht mehr fähig bin, mir helfen zu lassen. Wenn der Mann meiner Freundin meinen Koffer auch die Treppe hochträgt, weil er sowieso grade dabei ist. Oder mir was zu trinken mitbringt. Was mich in eine mittlere Identitätskrise stürzt, löst bei seiner Frau nur ein Schulterzucken aus. Ist doch ganz normal.
Ist es nicht. Zumindest für mich. Das ist ein riesiges Geschenk, das man schätzen muss. Den Scheißtag im Büro nicht mit mir selbst und dem Fernseher ausmachen. Und mal nicht in den Supermarkt müssen, weil ich tagsüber eine Nachricht bekomme, in der steht „Schatz, ich kauf ein. Möchtest Du was Bestimmtes?“ Ihr habt keine Ahnung, was ich darum geben würde. So banal. Und so großartig.
Also seid nicht böse, wenn ich Euch ab und zu darauf hinweise, was Ihr für tolle Männer habt. Und haltet doch mal einen Moment inne, wenn er Euch mal wieder nervt mit seinem beknackten Tatort-Ritual oder dem spontanen Jungsabend am Samstag. Vielleicht könnt Ihr ihn dann heimlich von der Seite anschauen und denken „Du machst mich wahnsinnig. Aber was hab ich doch für ein riesen Glück.“.

Wie ist das bei Euch? Braucht oder holt Ihr Euch viel Unterstützung oder macht Ihr alles allein?
Schreibt uns Eure Erfahrungen unten in die Kommentare oder bei Facebook oder Instagram. Wir freuen uns auf Eure Geschichten.
Noch mehr interessante Beiträge zum Thema SINGLE findet Ihr hier.