Endlich Sommerferien. Endlich fahren wir in den Urlaub. Das Waldmädchen fiebert schon lange auf unsere zwei Wochen in Österreich hin und auch ich freue mich sehr auf die gemeinsame Familienzeit. Wir haben ein tolles Hotel mit Naturbadesee und zahlreichen kinderfreundlichen Aktivitäten gebucht und ich sehe mich schon mit einem Glas Wein und Blick auf den Sonnenuntergang auf der Terrasse sitzen. Die Kinder schlafen friedlich und mein Mann und ich unterhalten uns lachend über Gott und die Welt. Hach, das wird ein super Urlaub.

Ich habe mich bestens vorbereitet. Listen geschrieben, Koffer und Taschen zugeteilt, die Reiseapotheke bestückt und selbst unser Familienauto ist ausgestattet wie eine Nasa-Rakete kurz vor dem Abschuss. Kurzum, ich bin auf alle Eventualitäten vorbereitet.

Endlich geht es los!

Und dann ist er da, der Tag der Abreise. Dass wir fast zwei Stunden später losfahren als ursprünglich geplant, liegt weniger an meinem mangelnden Zeitmanagement, als vielmehr an der Tatsache, dass das Waldmädchen ihren bereits von mir gepackten Koffer wieder ausräumt. Die Kleiderauswahl wird unter Tränen lautstark diskutiert und auch mein Einwand, dass man seine Skiunterwäsche im Sommerurlaub nun wirklich nicht brauche, wird vehement abgeschmettert. Nach einer Stunde verzweifeltem Kampf einigen wir uns darauf, dass zwanzig T-Shirts für vierzehn Tage wirklich genug sind und nehme heimlich die Schneehose in einem unbeobachteten Moment wieder aus dem Koffer. Jetzt können wir endlich losfahren. Der Froschjunge sitzt schon quengelnd im Auto, als das Waldmädchen ihr aufblasbares Rieseneinhorn um die Ecke zieht. „Lilly muss mit!“ – Ich schließe kurz die Augen und atme tief ein.

Irgendwie schaffen wir es, das Ding noch in den Kofferraum zu stopfen und sind endlich auf dem Weg in unser Feriendomizil. Nach zwanzig erstaunlich harmonischen Minuten schaue ich mit Entsetzen auf die roten Rücklichter der Autos vor uns. STAU! Das darf doch nicht wahr sein. Die nächste Dreiviertelstunde fahren wir im Schneckentempo weiter und haben schon die erste Folge Bibi & Tina hinter uns, als es auf der Rückbank merkwürdig zu müffeln anfängt. Der Froschjunge hat die Windel voll und findet das nach weiteren zehn Minuten äußerst unangenehm, so dass wir nach einer Stunde Fahrt und sage und schreibe 50 gefahrenen Kilometer die erste Pause einlegen. Das wird eine verdammt lange Fahrt…

Irgendwie hatten wir uns das anders vorgestellt

Als wir am späten Nachmittag im Hotel ankommen, sind wir alle froh aus dem Auto rauszukommen. Ich habe einen Kinderlieder-Tinnitus, Jo will erstmal einen Kaffee, das Waldmädchen direkt an den See und der Froschjunge hat Hunger. Irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt. Wir beziehen erstmal unser Zimmer und packen das Nötigste aus. Eine weitere halbe Stunde später sitzen wir im Hotelrestaurant, in dem das Kuchenbuffet vom Nachmittag noch aufgebaut ist. Da wir spät dran sind, liegen nur noch ein paar Kuchenstückreste und einige Kekse darauf. Zum Glück gibt es eine hauseigene Eistheke, an der sich die Hotelgäste selbst bedienen dürfen. Neben verschieden Eissorten stehen dort Schoko, Erdbeer- und Vanillesoßen, sowie zahlreiche bunte Streusel und Waffeln zur Verfügung. Das Waldmädchen ist begeistert und macht sich sogleich auf den Weg an die Eisbar.

Wir bestellen unterdessen unseren Kaffee bei der Bedienung, die gerade an unseren Tisch kommt, als sich am Tisch nebenan eine Dame pikiert räuspert und fragt, ob das da unsere Tochter sei. Entsetzt sehe ich zu, wie sich das Waldmädchen hinter der Bedienung mit einem Turm aus Eiskugeln, Streuseln und tropfender Schokosoße vorbeischiebt. Freundlich nicke ich der Dame vom Nebentisch zu und versuche ihren verständnislosen Blick zu ignorieren. Zu allem Überfluss fängt jetzt auch noch der Froschjunge an zu heulen, weil er kein Eis bekommen hat.

Die Situation eskaliert, als er nach dem Eis greifen will und sich der Eiskugelturm zuerst auf dem Waldmädchen und dann auf dem Fußboden verteilt. Jetzt heulen beide Kinder. Die Dame vom Nebentisch ist aufgestanden und kommentiert die Szenerie mit einem bissigen: „dass man seine Kinder nicht besser im Griff haben kann“ und geht weg. Danke für diesen qualifizierten Kommentar.

Zwei Kinder, ein Rieseneinhorn und jede Menge KILOs

Um die Situation irgendwie noch zu retten beschließen wir, doch direkt an den See zu gehen und auch Lilly darf mit. Mit Badesachen, Handtüchern, Sonnencreme und Rieseneinhorn bepackt gehen wir also rüber zum See, an dem ziemlich viel los ist. Aber wir haben Glück und ergattern noch eine Liege, auf der kein Handtuch liegt, wie auf den anderen Liegen neben uns. Ich lasse mich mit dem Froschjungen nieder und beginne ihn einzucremen. Jo versucht mittlerweile mit hochrotem Kopf das Einhorn aufzublasen, die Pumpe haben wir dummerweise zuhause vergessen.

Als Vater und Tochter nach fünfundzwanzig Minuten das Gummitier ins Wasser lassen, schwimmen einige Leute entsetzt zur Seite. Sie fühlen sich in ihrer „Baderuhe“ gestört und als das Waldmädchen auch noch wiehernd auf Lilly auf und ab hüpft, ist es mit dem Frieden vorbei. Ganz offensichtlich handelt es sich bei dem aus dem Wasser flüchtenden Pärchen um KILOs[1], anders ist ihre Reaktion nicht zu erklären. Ein paar Liegen weiter fängt ein anderes kinderloses Paar an zu tuscheln. Okay, zumindest kennt man uns jetzt.

Urlaub mit Kindern
Froschjunge am See

Der Froschjunge stapft fröhlich glucksend zum Papa und beide schauen dem Waldmädchen dabei zu, wie sie, wie einst Moses das Meer, die hastig zu Seite schwimmenden Badegäste teilt. Ich lasse mich erschöpft auf meine Liege sinken und freue mich auf eine Viertelstunde Sonnenbad. Plötzlich wird es dunkel und jemand beugt sich über mich. Die „freundliche“ Dame aus dem Restaurant steht wütend vor mir und meckert mich an, was ich mir einbilde, ihr einfach ihren Platz wegzunehmen.

Meine Beschwichtigungsversuche, dass ich nicht gewusst hätte, dass es „ihre Liege“ sei, interessieren sie nicht, also stehe ich lächelnd auf und überlasse ihr den Platz mit dem Kommentar: „Sie haben vollkommen Recht, mit Schuppenflechte soll man ja auch nicht so lange in der Sonne liegen. Das ist auch gar nicht ansteckend, wenn Sie also ein paar Hautkrümel finden, können Sie die einfach auf den Boden kehren“. Ich lasse die Dame mit offenem Mund stehen und gehe lächelnd rüber zur See-Bar, um mir einen Lillet zu bestellen. Die „freundliche“ Dame hat sich dann übrigens doch nicht mehr auf „ihre Liege“ gelegt, ich habe sie an diesem Abend auch nicht mehr gesehen.

Mittlerweile ist der Froschjunge auf Papas Arm eingeschlafen und das Waldmädchen hat auf dem Spielplatz nebenan einige Kinder zum Spielen gefunden. Und jetzt sitze ich hier, mit Blick auf die Berge und den Sonnenuntergang. Es ist nicht ganz, wie wir es uns vorgestellt haben, aber doch ziemlich perfekt.


[1] Kinderlose


Ihr wollt mehr MOM-Stuff lesen. Kein Problem. Klickt HIER und los geht’s.

Ihr findest uns auch auf Facebook, Instagram und Twitter


Eine Antwort zu „Urlaub mit Kindern – sooo schön!”.

  1. Avatar von Mama-Leaks

    Menschen die abfällig auf Kinder, die nicht dressiert wie kleine Schoßhündchen sind, schauen kann man sehr gut mit der Frage :“Sie sehen aus, als hätten sie einen pädagogisch wertvollen Rat für mich??“ abschmettern 😉 hab ich im Supermarkt Mal gemacht!
    Alles Liebe
    Sonja von Mama-Leaks

    Like

Schreib uns Deine Meinung!

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

%d Bloggern gefällt das: