
Man kennt das ja. Wenn man jemanden kennenlernt, der einen sofort aus den Latschen haut, kann man über so einiges hinwegsehen. Die rosarote Brille macht, dass einem Dinge erstmal total egal sind, die sich in einem Jahr oder zwei zu einer solch nervtötenden Eigenschaft auswachsen, dass man erwägt, dem Gegenüber des nachts mal aus Versehen ein Kissen auf’s Gesicht zu drücken. Schmatzen beim Essen zum Beispiel. Oder schnarchen. Am liebsten besonders laut, wenn die Lieblingsserie grade am spannendsten ist. Und wenn man ehrlich ist, hätte man das auch schon von Anfang an merken können. Denn es war immer da. Aber jaaaaa, man will ja nicht gleich meckern und perfekt ist eh keiner.
Deswegen wäre es dämlich, sich wegen solcher Kleinigkeiten gleich zu trennen. Vor allem, wenn man doch endlich mal sein Singledasein beenden möchte. Gekauft. Und wer weiß, ob nicht mal umgekehrt einer von mir ein Video macht, auf dem ich mit offenem Mund, sabbernd und schnarchend zu sehen bin und mich morgens triumphierend anbrüllt „DA SCHAU! Du glaubst mir ja nie!“. Und da bin ich doch auch froh, wenn deswegen nicht gleich einer ein Attentat auf mich verübt.
Aber es gibt einfach Dinge, da ist bei mir sofort der Ofen aus. Da kann ich nicht tolerant sein. Weil ich schon von Anfang an davon so genervt bin, dass keine rosarote Brille sie jemals verschleiern könnte. Ladies and Gentlemen, ich präsentiere: Meine persönlichen Top 5 K.O.-Kriterien, die jegliches Flämmchen sofort im Keim ersticken.
1. Schlechte Manieren
Von dem Typen, der beim Essen im Restaurant die Cocktaildeko im Kräutertöpfchen auf dem Tisch entsorgt hat, habe ich ja schon einmal berichtet. Ich will nicht sagen, dass ich nie einen Fauxpas begehe, vielleicht nicht doch mal mit ein paar Gramm Nudeln zu viel im Mund spreche oder aus Unachtsamkeit jemandem die Vorfahrt nehme.
Aber kontinuierlich die Regeln des Anstands zu missachten, einfach aus Faulheit oder weil man durch die Kinderstube geflogen ist, wirkt auf mich extrem unsexy. Und respektlos, weil man andere vor den Kopf stößt, ohne sich Gedanken darüber zu machen. Ständig als erstes das größte Stück Kuchen nehmen, in der Schlange auf wundersame Weise plötzlich immer vorne stehen und anderen die Tür in Gesicht fallen lassen? Thank you, next.

2. Dummheit
Eins vorweg: Mit Dummheit meine ich nicht Bildung. Sondern den Unwillen, sich mit Dingen zu beschäftigen, die außerhalb des eigenen Horizonts liegen. Ich habe schon Menschen kennengelernt, die keinen besonders hohen Schulabschluss, aber dafür eine unfassbare Allgemeinbildung besitzen. Umgekehrt muss ich mir aber auch bei sogenannten Akademikern manchmal an den Kopf fassen, wie viel Fachidiotie selbige mit einer Selbstverständlichkeit in die Welt posaunen, dass mir geradezu schlecht wird. Immer in der Annahme, ihr Universitätsdiplom würde sie dazu befugen, schlauer als alle anderen zu sein. Egal welche Verschwörungstheorien zu Corona sie verbreiten.
Zu Dummheit gehört für mich übrigens auch mangelnde Empathie. Wer nicht fähig ist, sich in anderen Standpunkte und Sichtweise einzufühlen, darf sich bei mir ein Rückfahrtticket lösen.
3. Besserwisserei
Zugegeben: Ich bin auch ein Besserwisser. War ich als Kind schon. Ich glaube, das liegt daran, dass ich keine Geschwister habe und sehr viel von Erwachsenen umgeben war. So ein Arschlochkind, das immerzu sagen und zeigen muss, was es alles schon kann und weiß. Zum Kotzen. Irgendwann habe ich aber gemerkt, dass das nicht uneingeschränkt gut ankommt. Und so habe ich mich über die Jahre so weit sozialisiert, dass ich heute – zwar mit Mühe, aber dennoch – versuche, nur noch zu besserwissern, wenn ich ebenfalls einen Besserwisser vor mir habe, der aber einfach Unrecht hat.
Was man mir zu Gute halten muss: Ich bestehe nur auf mein Recht, wenn ich auch zu 100% weiß, dass ich richtig liege. Recht hab ich nämlich auch besonders gern. Deswegen wollte ich auch lange Jura studieren. Was mir dann aber doch zu langweilig war, weil ich gemerkt habe, dass die Juristerei sich hauptsächlich in einem Büro, über Gesetzestexten gebeugt, abspielt. Und dort keiner ist, dem man sagen kann, dass er falsch liegt. Wo ist denn da der ganze Spaß?
Aber wie ich an dieser Stelle schon öfter bemerkt habe: Die Eigenschaften, die man an sich selbst nicht mag, fallen einem auch an anderen negativ auf. Und so zählt übermäßige Besserwisserei auch zu meinen K.O.-Kriterien. Weil das viel mit Respektlosigkeit zu tun hat. Womit wir auch schon beim nächsten Punkt wären.
4. Respektlosigkeit
Schlimm genug, wenn sie sich über die Zeit in eine bestehende Beziehung einschleicht. Denn ich bin der Meinung, dass es kein Zurück gibt, wenn man diesen Punkt mal erreicht hat. Wenn sich aber schon bei ersten Dates abzeichnet, dass der Typ es nicht so mit der Begegnung auf Augenhöhe hat: Nimm die Beine in die Hand und lauf. Zuspätkommen, süffisant grinsen, wenn man von einem geliebten Hobby erzählt, mit dem er nichts anfangen kann und einem insgesamt das Gefühl geben, dass nur er weiß, wie der Hase läuft: Alles Dinge, die einen sofortigen, unabdingbaren Rückzug nach sich ziehen.
Bei Punkt 4 und 5 kann ich mich nicht so ganz entscheiden, welchen ich schlimmer finde, weil sie sich oftmals sehr ähneln. Ganz oben auf der Liste meine 5 K.O.-Kriterien steht aber auf jeden Fall
5. Arroganz
Wer mir in jedem zweiten Satz erzählen muss, was er schon alles gemacht und erreicht hat – und natürlich immer alles höchst erfolgreich – und dann im Restaurant nebenbei die Kellnerin runterlaufen lässt, weil sie versehentlich das falsche Getränk gebracht hat oder die Kassiererin im Supermarkt nicht auf gleicher Augenhöhe behandeln kann wie den Chef, dem er täglich in den Allerwertesten kriecht, kann sofort gehen.
Ich hatte auch schon Kollegen von dieser Sorte. Mit denen ich dann jeglichen überflüssigen Kontakt vermieden habe. Man erkennt den wahren Charakter der Menschen, wenn man nichts Nützliches für sie tun kann. Und der Typ Mensch, den ich im Arbeitsumfeld auf Abstand halte, der hat auch in meinem Bett nichts zu suchen. Meistens hat man ja einen Grund dafür, so ekelhaft zu sein. Erklärbar: ja. Aber ich habe irgendwann damit aufgehört, Entschuldigungen für Arschlöcher zu suchen. (Nachzulesen auch in diesem Blogartikel: Haters gonna hate: Warum ich irgendwann aufgehört habe, es allen recht machen zu wollen.)

Arroganz ist für mich der Abturner Nummer 1, der Hand in Hand mit Respektlosigkeit geht. Und da kann ich mir noch so sehr einreden, dass er mich ja nicht so behandelt. Nur die anderen. Irgendwann wird das aber kommen. Oder es ist schon so und ich will es nur nicht sehen.
Auch wenn mir oft gesagt wird, ich bin zu anspruchsvoll: Von diesen K.O.-Kriterien werde ich nicht abweichen. Kann ich gar nicht. Weil sie in mir sofort einen Schalter umlegen und den vermeintlichen Modeltypen zu einer erbärmlichen leeren Hülle werden lassen. Dann such ich lieber noch ein bisschen weiter.
Welche sind eure K.O.-Kriterien für Beziehungen? Ich freue mich auf eure Geschichten, hier, auf Facebook, Instagram oder Twitter.
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