
Heißt es ja in letzter Zeit. Und wenn man sich so in der Promiwelt umschaut, scheint das auch zu stimmen. Heidi Klum, Halle Berry, Eva Longoria – sie alle haben sich schon mit jüngeren Männern sehen lassen. Und auch privat stelle ich fest, dass zumindest vier oder fünf Jahre Altersunterschied in dieser Konstellation keine Seltenheit mehr sind. Und wenn ich mir meine eigene „Beziehungslaufbahn“ etwas genauer anschaue, bin ich auf diesen Zug auch schon recht früh aufgesprungen.
Ok, in der Grundschule waren noch die älteren Jungs interessant. Gerne auch mal zwei oder drei gleichzeitig. Man weiß ja nie. Und manchmal hießen die auch noch gleich. Sven und Sven. Was wohl aus denen geworden ist?
Ich habe irgendwie schon immer zu jüngeren Männern tendiert.
Meine erste große Sandkastenliebe war tatsächlich ein halbes Jahr älter. Thomas. Dunkelblond und blaue Augen. Aber das war nur ein kurzer Aussetzer, denn auf ihn folgte Maurizio. Halbitaliener. Ich 12, er 11. Trotzdem musste immer meine Freundin Anja für mich aus der Telefonzelle bei ihm zuhause anrufen und fragen, ob er da ist, weil ich zu feige war. Und auch später zeichnete sich bis auf wenige Ausnahmen eine deutliche Tendenz zu späteren Jahrgängen ab. Das hab ich nicht geplant, das ist einfach so passiert. Wirklich!
Ich weiß nicht, woran es liegt, dass ältere Männer sich selten für mich zu interessieren scheinen. Vermutlich mache ich selbst auch keinen besonders interessierten Eindruck. Vielleicht wirke ich auch jünger als ich bin. Oder die jüngeren Jungs machen sich einen Sport daraus, endlich mal bei einer älteren Frau zu landen. Auch dieses To do auf ihrer Bucket-Liste abgehakt. Herzlichen Dank. Das würde aber auch erklären, warum ich immer noch Single bin.
Einer davon hätte mich sofort geheiratet. Er 26, ich 32.
Wobei ich sagen muss: Nicht jeder davon war auf ein schnelles Abenteuer aus. Vor einigen Jahren noch fuhr ich jedes Jahr mit einer Freundin in ein Après Ski-lastiges Dorf nach Österreich. Weil es einfach so lustig ist. Ja natürlich, ich hör’s schon: Besoffen in Tirol findet man auch keinen Mann für’s Leben. Stimmt auch. Das war aber auch nicht die Intention. Dennoch lernte ich im ersten Jahr am ersten Abend jemanden kennen, 6 Jahre jünger, der mich wahrscheinlich noch dort geheiratet hätte, wenn ich nicht energisch eingeschritten wäre. Das ist 7 Jahre her. Und manchmal ruft er mich heute noch betrunken vom Oktoberfest an, trotz Freundin, um mir zu sagen, dass er noch immer an mich denkt. Auch das gibt’s.
Und wenn mich heute jemand fragen würde, ob mein Partner eher 35 oder 45 sein soll, würde ich tendenziell immer sofort 35 sagen. Keine Ahnung, warum. Wahrscheinlich weil in meinem Kopf der durchschnittliche 45jährige eher gesetzt, mit leicht ergrautem Haar und Familie am Bein ist, mit einer nörgeligen Ehefrau und mitten in der Midlife Crisis. Auch nicht grade ein Garant für eine ernstgemeinte Beziehung. Und irgendwie hat der ja alles schon durch, was ich hoffentlich noch vor mir habe.
Was aber auch unfair ist. Denn die Männer in diesem Alter in meinem Umfeld sind gar nicht so. Familie ja, auch ein Haus vielleicht, aber weit weg von miefigem Spießertum. Über die nahende Midlife-Crisis mag ich jetzt nicht urteilen, die sieht man ja meistens nicht auf Anhieb, aber sei’s drum… Und überhaupt: Bei 40jähriger Frau denk ich auch nicht an mich. Sondern an Katja Burkhard vor 20 Jahren (das ist die lispelnde RTL Punkt 12-Moderatorin, die es schon gab, als ich noch zur Schule ging und mittags Zeit hatte, mir Trash-TV reinzuziehen).
Die Frage ist aber: Ist es irgendwie unvorteilhaft, tendenziell nach jüngeren Männern zu schielen? Und dann auch noch in meinem Alter, in dem man ja froh sein kann, überhaupt noch vermittelt zu werden? Meine persönlichen Gedanken zu diesem Thema könnt ihr bei Interesse übrigens im Blogbeitrag Dating mit Ende 30 – das Ende des Anspruchs auf Anspruch? nachlesen.
Old habits die hard. Es war halt schon immer so. Selbst mein Tinder-Suchprofil ist von 32 bis äh… vielleicht grade so 40 eingestellt. Und sein Beuteschema willentlich zu ändern, funktioniert nun mal nicht. Allerdings soll es dann funktionieren, wenn man sich selbst weiterentwickelt und dann auch automatisch andere Menschen in sein Leben zieht. Soweit die Theorie.
Das Kernproblem: Der Kinderwunsch.
Ich glaube ja, dass das, was einem in dieser Frage am essenziellsten im Weg steht, wieder mal der Kinderwunsch ist. Und ja, vielleicht die Angst, dass man dem Typen irgendwann nicht mehr frisch genug ist und er sich nach etwas Jüngerem umschaut. Denn Frauen werden ja älter und Männer interessanter. Blablabla.
Aber das mit der Kinderfrage scheint nach meiner Auffassung tatsächlich der Knackpunkt zu sein. Mit 40 ist die Gefahr da, dass man keine Kinder mehr haben kann. Entscheidet sich der Mann um die 35 dann lieber für eine 30Jährige, kann ich das unter diesem Gesichtspunkt schon nachvollziehen – auch wenn das natürlich ebenfalls keine Garantie ist. Hat er keinen Kinderwunsch, kann das mit der älteren Frau schon eher funktionieren. Oder eben dann, wenn beide noch unter bzw. Anfang 30 sind und noch genug Luft nach oben für Kinder ist.

Alles andere sollte eigentlich – sobald der Herr seine Sturm und Drang Phase, sofern vorhanden, überstanden hat und bereit für eine ernsthafte Bindung ist – meiner Ansicht nach kein Problem sein. Und trotzdem ist die Konstellation alter Sack-junges Mädchen noch immer gesellschaftlich anerkannter als reife Frau-hübscher Jüngling.
Vielleicht liegt das tatsächlich immer noch daran, dass man als verheiratete Frau bis 1977 in unserem Land nur mit Erlaubnis des Ehemanns arbeiten durfte. Das muss man sich mal vorstellen. Und irgendwie in den meisten Köpfen noch immer der Mann als Versorger gesehen wird. Was der jüngere Mann ja durchaus auch sein könnte, aber irgendwie steigt selbst bei mir dieses Mutti-Sohn Gefühl auf, wenn ich Heidi Klum und Tom Kaulitz sehe. Schon erstaunlich, was Stereotype so anrichten können. Zumal ich dieses Versorgersystem sowieso generell ablehne. Beide müssen autark funktionieren können, vollständige Abhängigkeiten finde ich persönlich in keine Richtung erstrebenswert und hochgradig unattraktiv.
In den letzten Wochen und Monaten hatten wir alle – so auch ich – viel Zeit zu reflektieren. Und sobald man wieder an gesellschaftlichen Events teilnehmen darf, werde ich mal schauen, ob sich mein Beuteschema alterstechnisch vielleicht auch etwas geändert hat. Aber falls nicht… wen interessiert’s? Vielleicht muss ich ja nicht mal auf „älter“, sondern auf „weniger dämlich“ umswitchen. Ich werde berichten.
Wie seht ihr das? Seid ihr eher für das klassische Konzept älterer Mann-jüngere Frau bzw. etwa gleich alt? Oder lebt ihr in einer Beziehung, in der es genau andersrum ist und das Alter einfach egal? Ich bin gespannt auf eure Gedanken, hier oder auf Facebook, Instagram und Twitter.