Als ich dabei war, eine Mutter zu werden, hatte ich schrecklich viele, schrecklich gute Vorsätze, wie und ich als Mama gerne sein wollte. Ich hatte mich durch diverse Ratgeber und Internetforen gelesen, beobachtete Mütter beim Umgang mit ihren Kindern und hatte einen genauen Plan für die zukünftige Erziehung meines Nachwuchses im Kopf. Natürlich war ich der Meinung, dass ich vieles besser, oder zumindest anders machen würde, als die ein oder andere Mutter in meinem Bekanntenkreis.
Soweit der Plan. Denn was in meinen Gehirnwindungen über neun Monate Gestalt annahm, sich so schön und passend anfühlte, begann zwischen meinen Fingern zu zerbrökeln, als ich mein 1. Kind mit 5 Monaten abstillen musste. Es hat einfach nicht funktioniert, für mich nicht und für mein Kind nicht, aus vielerlei Gründen.
Zu viele Köche verderben den (Baby-) Brei
„Kaum 5 Monate Mutter und schon versagt“. So oder ähnlich hätte es in einem Internetforum stehen können, hätte ich meine damalige Situation im Netz publik gemacht. Habe ich nicht, weil ich keine Lust hatte, mich für meine Entscheidung verteidigen zu müssen. Und einige hätten sich vermutlich eine Meinung gebildet, ohne meine Gründe zu kennen.

Immer wieder stolpere ich über ähnliche Geschichten und Frauen, die die betroffenen Mütter runtermachen, ohne die genauen Hintergründe der Situation zu kennen. Mombashing. Die einen sind ratlos und suchen Hilfe, die anderen verhalten sich, als hätten sie die Enzyklopädie der Kindererziehung zum Frühstück gegessen. Viele junge Mütter, müde, genervt und überfordert suchen in großer Verunsicherung nach Rat, idealerweise bei anderen Müttern, denn die müssten es ja wissen.
„Wann fängt man nochmal mit dem ersten Brei an? Und dann doch mit Karotten, oder?“ Und schon bist du mittendrin, im Haifischbecken der guten Ratschläge, Besserwissereien, und, wenn`s schlecht läuft, Opfer im Mombashing. „Was? Karotten? Auf keinen Fall, die führen zu Verstopfung! Wie kannst du nur“. „Bloß keine Breikost. Baby Led Weaning ist die richtige Methode.“
Da stehen sich dann die „Self-Made-Brei“ Muttis den „Hipp-Gläschen“ Mamas im Direktvergleich gegenüber und machen sich gegenseitig fertig. Ich kenne Mütter, die Breinahrung in Tupperdosen umgefüllt und den Brei als selbstgekocht ausgegeben haben, nur, um dem Gerede der anderen Mütter zu entgehen.
Aber warum ist das so? Warum feinden sich Mütter wegen eines Baby-Breis an? Und warum wird eine Mutter kritisiert, die ihre Maßstäbe in der Kindererziehung anders setzt als andere? Warum fallen Frauen generell so oft übereinander her und wollen die andere davon überzeugen, dass ihre Methode die bessere ist?
Mütter unter sich – schlimmer geht’s immer
Das Internet ist voll davon. Es gibt unzählige Themen unter Müttern, die bis zum Erbrechen durchdiskutiert werden: ein Einzelkind zu haben ist egoistisch, Fernsehen schadet Kindern, wann muss ein Kind abends ins Bett, welches Spielzeug ist das richtige… Vom Impfen, der Königsklasse des Mutterstreites, will ich jetzt erst gar nicht anfangen.

In diversen Foren und den sozialen Medien zerfleischen sich Mütter regelrecht, während sie, zum Wohle anderer Kinder, die sie vermutlich nicht kennen, Erziehungsmethoden und die dazugehörigen Erziehenden kritisieren. Ist ja auch schnell mal geschrieben, dass die andere eine Rabenmutter ist, weil sie ihr Kind in die Kita bringt, obwohl sie zu Hause ist. „Sowas egoistisches.“ Die Begleitumstände interessieren dabei nicht. Eine wunderbare Plattform für Mombashing.
Mit selbst ist es auch schon passiert. Nicht im Netz, sondern auf einem Spielplatz. Das Waldmädchen hatte ein Stück Holz in der Hand und stellte ein Telefonat nach, dass sie, dem Inhalt nach im Kindergarten mitbekommen hatte. Eine andere Mutter sprach mich daraufhin an, dass das ja wohl ganz klar der Spiegel dessen wäre, was das Kind anscheinend permanent bei mir sehen würde. Sprich, das Handy in der Hand.
Ich dachte mir nur „okay, woher kennen wir uns nochmal so gut? Anscheinend sogar sehr gut, dass du dir herausnimmst, mich für etwas zu kritisieren, das du absolut nicht beurteilen kannst!“ Meine Antwort war, dass wir überlegen ihr zum 6. Geburtstag das neue iPhone zu schenken. Der Empörung folgte Ruhe. Leider ist es nicht immer so einfach.
Rabenmütter sind ziemlich kluge Tiere
Per Definition einiger Über-Mütter da draußen bin ich auch eine schlechte Mutter. Ich fluche, wenn meine Kinder im Raum sind und lasse sie manchmal fernsehen, damit ich etwas anderes in Ruhe erledigen kann. Ich koche nicht jeden Tag und manchmal schreie ich herum, wenn die Situation es meiner Meinung nach erfordert. Welcome to the Bad Moms Club.

Und manchmal kann ich sogar nachvollziehen, dass man eine Situation als so eindeutig beurteilt, dass man seinen Senf dazugeben möchte. Der Klassiker an der Supermarktkasse, wenn ein fremdes Kind einen Aufstand macht, weil es sich keine Süßigkeiten nehmen darf, und die Mutter die Situation scheinbar nicht in den Griff bekommt. Du bist überzeugt davon, das würde es bei dir nicht geben. Aber du kennst weder Mutter und Kind, weißt nicht, wie stressig deren Tag war oder was der Mutter selbst gerade durch den Kopf geht.
Vielleicht stehst du das nächste Mal da, willst einfach nur schnell deine Einkäufe einpacken und dein Kind hat gerade beschlossen in den Sitzstreik zu treten, wenn es nicht sofort in dieser Sekunde Schokolade bekommt. Und natürlich glotzen dich alle an und warten auf dein wohlüberlegtes, besonnenes Handeln.
Liebe Mamas, lasst uns damit aufhören, uns gegenseitig zu kritisieren und fertig zu machen. Mombashing sucks. Das heißt ja nicht, dass man seine Meinung nicht vertreten darf, aber man sollte sie niemandem aufzwingen und so tun, als wäre der eigene, der einzig richtige Weg. Meistens gibt es gute Gründe dafür, warum eine Mutter eine bestimmte Erziehungsmethode oder Position vertritt. Und die sollten wir uns immer erst anhören, bevor wir vorschnell urteilen.
Wie sind deine Erfahrungen mit Mombashing und wie gehst du mit Kritik in diesem Zusammenhang um?
Weitere Artikel zum Thema MOM findest du hier.
Du findest uns auch auf Facebook, Instagram und Twitter