Es gibt wenige Themen, bei denen fast jeder Mensch behaupten kann, Erfahrung gesammelt zu haben. Und lassen wir diese Corona-Sache einmal außen vor, ist Sex vermutlich das weltweit, alle Nationen, Bevölkerungsschichten und Geschlechter umspannendste Thema überhaupt. Es gibt nur zwei Möglichkeiten. Man hat ihn oder eben nicht. Und obwohl Sex einen großen Stellenwert in unserer Gesellschaft einnimmt, ist er trotzdem sehr oft ein Tabu-Thema.

Keine Sorge, ich erzähle euch jetzt keine pikanten Details aus meinem Liebesleben. Aber als 40-Jährige Frau und zweifache Mutter kann ich mit Recht behaupten, dass ich schon das eine oder andere erlebt habe. Irgendwie ist es doch immer das Gleiche. Es beginnt in den Teenie-Jahren, das erste, zarte Herantasten an das große Thema Liebe. Voller Euphorie und großer Überzeugung den Richtigen gefunden zu haben, lässt man sich auf den ersten Sex ein, um nach einer Weile (beim ersten Mal kann die auch sehr kurz sein) festzustellen, dass es irgendwie doch anders war als erwartet. Und über seine Vorlieben spricht man am Anfang auch nicht, weil man meistens gar nicht weiß, dass man welche hat.

Fast jeder hat ihn, nicht alle sprechen darüber - SEX

Über die Jahre hinweg gewinnt man an Übung und Selbstbewusstsein, wechselt den Partner, die Stellungen und meistens auch den Anspruch an das Geschehen. Mit seinen Freundinnen spricht man über seine Erfahrungen, vergibt Noten (habe ich gehört) und freut sich über seine, meist kinderlose, Unabhängigkeit, um tun und lassen zu können was man will.

Und genau so sieht der Sex aus. Du kannst zu beinahe jeder Tages- und Nachtzeit über deinen Partner herfallen, die ganze Wohnung in Beschlag nehmen, deine Klamotten hinwerfen, wo du willst und musst maximal auf die geräuschempfindlichen Nachbarn Rücksicht nehmen. Wer sollte dich daran hindern, deinen Spaß zu haben? Niemand. Mein 30jähriges, kinderloses Ich lacht gerade laut über mich: „Haha, hättest du gewusst, was Kinder mit deinem Liebesleben machen, du hättest es dir vielleicht noch einmal überlegt.“

Lasziver Poledance im 9. Monat? Eher unwahrscheinlich

So und jetzt mal ganz ehrlich in die Runde der anwesenden Mütter gefragt. Welche hochschwangere Frau, vorübergehend gefangen in der Hülle eines Orca Wals, fühlt sich sexy, während sie im (natürlich mittlerweile viel zu engen) Negligé räkelnd versucht, ihren Mann zu verführen? Und alle eventuell mitlesenden betroffenen Männer, Hand auf’s Herz. Euch wäre es auch lieber, wenn das Nachthemd wieder passen und eure Frau in diesem Stadium nicht auf euch sitzen würde. Erotische Fesselspiele finden im letzten Trimester der Schwangerschaft auch eher selten statt. Schon aus Sicherheitsgründen. Versteht mich nicht falsch, schwangere Frauen sind etwas wunderschönes, aber nicht immer sexy. Sex in der Schwangerschaft ist sowieso ein Thema für sich. Viele Männer haben Angst davor, aus verschiedenen, unter anderem den oben genannten, Gründen.

Schwangere Frauen sind wunderschön, aber nicht immer sexy

Was ich damit sagen will, bereits bevor du eine Mutter bist, sprich in der Schwangerschaft, verändert sich dein Sexleben radikal. Und spätestens mit dem Zeitpunkt der Geburt werden dir erstmal 4-6 Wochen Sexverbot verordnet. Und ganz ehrlich, ich persönlich kenne keine Frau, die nach Ablauf der 6 Wochen voller Lust und Begierde ihren Mann ansprang, weil sie es nicht mehr erwarten konnte. Die hormonelle Umstellung, die neue Situation, schlaflose Nächte und oft auch die Überforderung, speziell beim ersten Kind, tun ihr übriges. Einige Frauen verletzen sich bei der Geburt oder kämpfen mit den Beschwerden nach einem Kaiserschnitt. Diese Wunden müssen erst heilen, bevor man überhaupt einen Gedanken an Sex verschwenden kann. Und wenn es dann irgendwann wieder so weit ist, dann ist es ganz anders. Nicht unbedingt besser oder schlechter, aber es ist anders.

Eine Schwangerschaft geht nicht spurlos am Körper und am Sex vorbei

Mein Körper hat sich in der ersten Schwangerschaft sehr verändert. Mein erstes Kind kam auf natürlichem Wege zur Welt. Das heißt, das Becken war viel breiter, mein Damm war gerissen und wurde genäht (ja, liebe Männer, nicht schön, aber die Realität), ich hatte Schwangerschaftstreifen und 10 Kilo zugenommen. Willkommen in einem Körper, den ich mir nicht ausgesucht habe. Aber auch das gehört eben dazu. Ob mein Mann mich in dieser Zeit immer ausnahmslos attraktiv fand, wage ich zu bezweifeln, aber er hat es mich zumindest nicht spüren lassen, falls es so war. Mein zweites Kind kam mit einem ungeplanten Kaiserschnitt zur Welt. Danach hatte ich monatelang große Probleme mit meiner Blase, die vermutlich bei der OP verletzt wurde. Als aufgeblähtes Michelin-Männchen, das jetzt auch noch eine Schnittnarbe unter den Schwangerschaftsstreifen hatte, fühlte ich mich lange sehr unwohl in meinem Körper. Das macht natürlich auch etwas mit deiner Sexualität.

Bei Eltern gibt es drei 3-Sexphasen. Phase 1 ist der unbeschwerte „Bevor-wir-Kindern-hatten-Sex“. Wir erinnern uns: immer und überall. Phase 2 ist der „Wir-wollen-Kinder-Sex“. Da wird dann mitunter genau gerechnet und Buch darüber geführt, wann das Ei springt, um zu wissen, ob man die rote Spitzenunterwäsche aus der Schublade holen soll oder das Fußballspiel im Fernsehen ansieht. Ist das erste Kind dann mal auf der Welt, beginnt Phase 3: Sex, während deine Kinder schlafen. Denn das ist in 97% der Fälle die einzige Möglichkeit, sich als Paar frei in den eigenen vier Wänden zu bewegen. Im Gegensatz zu kinderlosen Paaren allerdings mit der Auflage, du musst bei allem, was du tust aufpassen, dass dich die Kinder nicht hören. Mein größter Alptraum ist, dass eines meiner Kinder in einem unpassenden Moment im Türrahmen steht, um die Szenerie zu kommentieren. Bisher noch nicht passiert, zum Glück. Ich weiß von vielen meiner Freunde, dass sich diese Szenen für immer in ein Kinderhirn einbrennen. Das möchte ich möglichst vermeiden. Mir ist das als Kind glücklicherweise erspart geblieben.

Sex ja, aber bitte nicht so laut

Alles eine Sache der Planung, oder nicht?

Was sich mit Kindern auf jeden Fall verändert ist die Spontanität. Liebe Kinderlose, genießt es, denn wenn mal Kinder da sind, verlagert sich vor allem die sexuelle Spontanität eher an die Randzeiten des Tages.

Es ist für Eltern oft nicht leicht, neben den Kindern, dem Job, dem Haushalt und anderen Dingen die Leidenschaft füreinander zu erhalten. Jeder weiß, dass sich eine Beziehung nach 6 Monaten anders anfühlt als nach 6 Jahren. Wenn dann die Kinder das Zentrum der Beziehung darstellen und die Eltern nicht als Paar an sich arbeiten, wird das über kurz oder lang zu Problemen führen. Für eine Weile mag das funktionieren und ich finde es auch okay, wenn sich der Fokus vorrübergehend verschiebt. Aber auf Dauer darf das Paar die Verbindung zueinander nicht verlieren. Weder emotional noch körperlich. Denn spätestens, wenn die Kinder groß genug sind, um ihre eigenen Wege zu gehen und die Eltern, gezwungenermaßen, wieder mehr Zeit zu zweit verbringen, zeigt sich oft, dass man sich eigentlich nichts mehr zu sagen hat.

Noch sind unsere Kinder klein und mein Partner und ich haben uns durchaus noch etwas zu sagen. Aber es kann nie schaden, der Leidenschaft regelmäßig auf die Sprünge zu helfen. Und wozu gibt es Omas, bei denen die lieben Enkelkinder gerne auch mal übernachten dürfen…


Wie erhälst du die Leidenschaft in der Partnerschaft? Und was hat sich seit den Kindern verändert? Ich bin gespannt auf eure Erfahrungen.

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Weitere interessante Beiträge zum Thema MOM findest du hier.


Eine Antwort zu „Partnerschaft: Let’s talk about Sex”.

  1. Avatar von Maxi

    Vielen Dank für den tollen Artikel und für die tollen Tipps! Ich weiß wie wichtig es ist und manchmal habe ich Angst, dass wir dem durch die Kinder nicht immer ganz gewachsen sind. Aber wir kriegen das hin. Danke

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