
Ja, richtig. Erstmal eine Runde Mitleid. Oooohhhhhhh. Aber das wusste sogar Herbert Grönemeyer schon in den Achtzigern. „Männer haben’s schwer, nehmen’s leicht. Außen hart und innen ganz weich.“ Ja ok, sie nerven uns ja auch. Mit ihren Sportsonntagen im Gym, dem perfekten Sauerbraten, den nur Mama kann, und ihren Heldengeschichten aus dem Büro. Wie sie dem Chef die Meinung gegeigt und dem doofen Kollegen die coolste Aufgabe weggeschnappt haben. Bildlich sehen wir sie vor unserem geistigen Auge, wie sie im Kreis herumrennen, sich auf die Brust hauen und lauthals verkünden: ICH HABE FEUER GEMACHT! Vielleicht müssen wir auch immer 20 bis 60% von der Geschichte abziehen, um der Wahrheit ein Stück näher zu kommen. Und wenn sie erkältet sind, rufen sie uns an ihr Bett, um uns ihr Testament zu diktieren. Oder uns zu bitten, ihre Mutter anzurufen.
Neue Rollen sind gut. Können aber verwirren.
Aber mal ehrlich: So ganz leicht haben sie’s mit uns auch nicht. Ich für meinen Teil glaube, nie waren wir Frauen für Männer so ein Rätsel wie heutzutage. Früher waren die Rollen klar verteilt. Der Mann war der Versorger, die Frau zuhause bei Haushalt und Kindern. Das hat sich zum Glück geändert. Und die meisten Männer, die ich kenne, kommen damit grundsätzlich auch gut zurecht. Verwirrt sind sie trotzdem.
Und auch wenn wir gar nicht davon anfangen müssen, dass Frauen noch immer weniger verdienen als Männer in vergleichbaren Positionen und es auch noch immer genügend – meist ältere – Herren gibt, die ihre Frau samt ihren Geschlechtsgenossinnen lieber zuhause am Herd sehen möchten als in der Chefetage (rieche ich da etwa Angstschweiß?), beschleicht mich doch das Gefühl, dass wir ihnen mittlerweile etwas abverlangen, das laut Klischee so gar nicht ihrer Natur entspricht: Intuition und Multitasking (wobei ich letzteres auch als Frau nicht beherrsche, I’m sorry.)
Da kommen beide nach einem langen Arbeitstag nach Hause, keiner hat Lust zu kochen und man beschließt, noch schnell zum Vietnamesen um die Ecke zu gehen. So weit, so normal. Und ich weiß nicht, wie es anderen geht, aber ich würde es dann fertig bringen, den ganzen Abend mit vorgeschobener Unterlippe und maximal ab und zu einem gemurmelten Fluch, der mir garantiert Minuspunkte für mein Karma einbringt, am Tisch zu sitzen, weil der werte Herr es versäumt hat, mir die Tür aufzuhalten. Ja, da kann ich plötzlich altmodisch.

Selbst beim Thema Elternzeit bin ich zwiegespalten. An sich finde ich es bemerkenswert, wenn sich Männer dafür entscheiden – trotz der immer noch oft komischen Blicke in der Arbeitswelt. Ein Mann, der seine Karriere für die Familie zurückstellt, ist für mich ein Vorbild für andere. In meinem Umfeld habe ich zwei Führungskräfte erlebt, die zumindest einige Monate dafür zuhause geblieben sind. Und das wurde sehr positiv aufgenommen. Aber würde ich selbst tatsächlich direkt nach dem Mutterschutz wieder voll in den Beruf einsteigen wollen? Irgendwie hätte ich das Gefühl, ich würde etwas verpassen. In diesem Fall käme mir die klassische Rollenverteilung ganz gelegen. Zumindest temporär. Was für ein Opportunist ich doch bin.
Der haarlose Mann.
Und auch auf die Männer selbst werden höchst verwirrende Bilder projiziert. Das ganze Unheil – aus Männersicht – begann in den 90ern. Als es auf einmal Männer gab, denen wie aus Zauberhand keine Brusthaare mehr wuchsen, obwohl sich ihre Augenbrauen über der Nase fast zu einer Monobraue zusammenschlossen. Vornehmlich rotteten sie sich in Boybands zusammen. Aber damit nicht genug. Plötzlich wurden auch Augenbrauen gezupft, Fingernägel schwarz lackiert und die Frauenwelt fühlte sich stets einer Ohnmacht nahe, wenn der Name des fleischgewordenen, muskelbepackten Vorzeige-Nacktmulls des letzten Jahrtausends fiel: David Beckham. Rasierter Schädel, Bling-Bling-Stecker in beiden Ohrläppchen. Ein Traum.

Aber irgendwann wurde uns das scheinbar wieder zu langweilig. Was sich auch bei David Beckham zunächst in einem zarten Drei-Tage-Bart und einem Man Bun (wer’s nicht kennt: Das ist eine Art Dutt, an dem statt einer Frau ein Mann hängt. Die Haare müssen aber ähnlich lang dafür sein.) andeutete, wurde zu einer regelrechten Industrie: Männer haben wieder Haare. Auf dem Kopf und vor allem im Gesicht. Na was denn nun?
Ja, muss man mögen. Aber wenigstens sind sie gepflegt. Dank der abertausend Barber Shops, die seit einigen Jahren aus dem Boden schießen. Wenigstens hat die Kosmetikindustrie eine neue große Zielgruppe gefunden.
Keine Frau will ein Arschloch. Oder?

Und innen so? Grundsätzlich weiß ich, dass ein ruhiger, verlässlicher, sensibler Mann das Leben wahrscheinlich einfacher machen würde. Aber…gäääääääähn? Ok. Verlässlich und sensibel MUSS sein. Aber so ein bisschen Bad Boy macht die Dinge ja auch spannend. Oder? Nun ja, vielleicht ist das ja mein Problem. Man müsste sich mal entscheiden. Und zwar für das Richtige. Aber scheinbar sind die Möglichkeiten heute so groß, dass man unter dem Level der eierlegenden Wollmilchsau nicht mal in Erwägung zieht, sich auf ein Date einzulassen.
Dieses Thema ist ein altes, aber auch in Gesprächen mit jüngeren Männern blicke in verzweifelte Augen, die mich flehend anstarren und mich fragen: „Was zur Hölle wollt Ihr von uns???“ Offenbar stirbt dieser Konflikt zwischen anständigem Buchhaltersohn und Mitglied einer Straßengang nie aus.
Deshalb, liebe Mädels: Seid etwas nachsichtig mit den Jungs. Sie sind hochgradig verwirrt. Genau wie wir. Oder sogar noch ein bisschen mehr. Sprecht aus, was Ihr Euch wünscht. Und bringt die Männer dadurch auch dazu, direkter zu sagen, wie sie sich das Leben so vorstellen. Ich glaube, Kompromisse zu finden, ist manchmal gar nicht so schwer.

Habt Ihr auch das Gefühl, Ihr müsst mit der Männerwelt sehr klar kommunizieren? Oder geratet Ihr automatisch an Menschen, die eine ähnliche Einstellung zu solch grundsätzlichen Fragen haben und es läuft irgendwie von selbst?
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