Als Mutter von zwei Kindern sehe ich morgens selten, eigentlich nie, wie aus dem Ei gepellt aus. Wahrscheinlich sogar eher wie zerdrückte Eischale mit etwas verlaufenem Dotter dazwischen. Zerzauste Haare, Augenringe, Pickelchen. Immer ist irgendwo ein Fleck auf den Klamotten. Sei es vom Frühstücksbrot der Minnies oder von der Rotznase, die eines der Kinder beim „Kuscheln“ an mir abwischt. Mal ehrlich, ihr Mamas da draußen. Wenn ihr es geschafft habt, nach dem Frühstück, dem Zähneputzen und Fertigmachen eurer Kinder für die Kita, Kindergarten oder Schule, keine Marmeladen-, Zahnpasta- oder Gummistiefelflecken an irgendeinem Kleidungstück zu haben, dann feiert ihr das doch innerlich auch, oder?

Neidvoll sehe ich die KILOs im Café sitzen, in schicken Klamotten, mit geglätteten Haaren, perfekt gefeilten Nägeln und einem bronze-glitzernden Teint. Wie gerne würde ich mich dazusetzen, verträumt in meiner Chai-Latte rühren und die neueste Vogue durchblättern. Aber leider muss ich noch Windeln kaufen und mein Auto ausputzen, in das der Froschjunge auf der Heimfahrt vom letzten Kindergeburtstag gekotzt hat. 

Wir stehen alle im Wettbewerb zueinander

Ja, ich könnte auch sagen, das ist mir alles nicht so wichtig. Die innere Schönheit ist das, was zählt. Alles Oberflächlichkeiten, Schönheit liegt im Auge des Betrachters…bla…bla…bla. Fakt ist doch, dass wir uns ständig mit anderen vergleichen. Ganz egal ob Mutter, Single, Kinderlose, wir alle stehen ständig in irgendeinem Wettbewerb zueinander. Und wenn jemand sagt, das stimme nicht, dann glaube ich, dass er oder sie nicht ganz ehrlich mit sich selbst ist. Dabei geht es natürlich nicht nur um Schönheit, denn das ist tatsächlich eine „Maßeinheit“, die schwer zu messen ist. Es geht immer darum, wer macht oder kann etwas besser.

Ein Beispiel: in unserem Kindergarten werden zu diversen Festen kleine Buffets aufgebaut, bei denen die Eltern einen Essensbeitrag leisten. Und schon geht es los. Da hast du Mütter, die mit voller Inbrunst kleine Schokoladentörtchen mit flüssigem Kern, Rosenverzierung und Glitzerpuder zaubern und die verdammten Dinger schmecken dann auch noch saulecker. Und du stehst da mit deiner Tupperdose, die du nur schnell unbemerkt auf’s Buffet schieben willst, damit keiner sieht, was für einen, im Gesamtvergleich mickrigen, Beitrag du mitbringst. Der Nebensatz: „die Törtchen hab´ ich heute Morgen noch schnell gebacken, ist ja kein großes Ding“ treibt den Stachel dann noch etwas tiefer in mein Back-Legastheniker-Fleisch.

Mütter stehen ständig im Wettbewerb, auch bei den Schokotörtchen
Krieg der Schokotörtchen

An dieser Stelle sei dazugesagt, dass ich weder gerne koche noch backe. In meinem Umfeld habe ich aber oft das Gefühl, dass allein schon diese Aussage einer Mutter einen mittelschweren Glaubenskrieg bei einigen Damen auslöst. Gute Mütter müssen kochen können! So macht man nicht nur die Kinder, sondern auch den Ehemann glücklich. Denn Liebe geht ja bekanntlich durch den Magen.

Mir bluten die Ohren! Hallo, meine Kinder ernähren sich auch nicht von Fertigpizza und Dosenravioli, ich koche auch. Und den Kindern schmeckt’s. Dem Mann auch…meistens. Aber ich mache es nicht gerne, probiere keine raffinierten Rezepte aus oder will diese gar mit anderen Müttern tauschen. Und trotzdem fühle ich mich, kommen wir wieder auf das Kindergartenbuffet zurück, unter Druck gesetzt, abliefern zu müssen. Eigentlich totaler Schwachsinn.

Emanzipierte Frauen stehen über den Dingen, oder?

Wir modernen Frauen wollen uns von diesen Vergleichen mit anderen freisagen. Wir wollen emanzipiert sein. Starke Individuen, die ganz cool ihr eigenes Ding durchziehen. Aber sind wir das wirklich?

Wir vergleichen unsere Wohnung mit der einer Bekannten. Was für eine tolle Deko, warum sieht es bei mir nicht so aus. Oder der umgekehrte Fall, hier könnte sie aber auch mal wieder aufräumen, ganz schön unordentlich. Vergleichen funktioniert in zwei Richtungen. Mal fühlt es sich besser, mal schlechter für uns an. „Leben und leben lassen“, wieder so ein Spruch, den man sich auf`s Sofakissen sticken kann. Denn wenn wir ehrlich sind, haben wir öfter solche Gedanken. Vielleicht lästern wir Frauen auch deshalb so gerne, denn letztendlich ist Lästern nichts anderes als ein Sich-mit-anderen-zu-vergleichen.

Selbst diejenigen unter euch, die sich gänzlich von irgendwelchen Schönheitsidealen freigesagt haben, denen es egal ist, wie jemand anderes kocht oder sein Haus einrichtet, auch ihr habt irgendeine Schwachstelle, die euch dazu verleitet in den Wettbewerb des Vergleichens einzusteigen.

Ich bin mir sicher, denn ich kenne sie, die Zero-Waste Muttis, die mit denen konkurrieren, die zwei Gramm Müll mehr in der Tonne haben, die Bastelmamas, die aus einem Blatt Papier ganze Origami-Zoos basteln können und mit mitleidigem Blick auf deine krumme Martins-Laterne schauen oder die Mütter der vermeintlich hochbegabten Kinder, die sowieso alles in der Erziehung richtig machen. Wir alle konkurrieren untereinander, ob gewollt oder nicht. Du willst nicht der Depp vom Dienst sein, dich schlecht fühlen, weil die anderen es besser können. Das liegt vermutlich in der Natur der Sache.

Darum kann ich sie fast verstehen, die kinderlosen Frauen, die kaffeeschlürfend dabei zusehen, wie ich vollbepackt mit zwei quengelnden Kindern durch die Straße hetze und sich vermutlich in dem Moment denken: „Gott sei Dank habe ich den Stress nicht“. Bleibt mir nur zu hoffen, dass sie auch nicht kochen können, oder basteln oder eine schrecklich unordentliche Wohnung haben…!

KILO´s watching you

Mit wem oder was stehst du im Wettbewerb? Ertappst du dich auch manchmal dabei, wie du dich mit anderen vergleichst?

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Eine Antwort zu „Mütter im Wettbewerb: Krieg der Schokotörtchen”.

  1. […] Außerdem kann ich dir den Artikel hier sehr ans Herz legen: Mütter im Wettbewerb – Krieg der Schokotörtchen […]

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