Freunde bleiben

Mal ehrlich: Dieses „Freunde bleiben“-Konzept funktioniert doch nie. Ein kläglicher Versuch des sich Trennenden, nicht als komplettes Arschloch dazustehen. Und so ganz kacke war der andere ja nun auch nicht – schließlich würde man sich mit einer gegenteiligen Ansicht selbst jegliches gesunde Einschätzungsvermögen absprechen. Und vielleicht kann man die positiven Seiten ja noch für sich nutzen?

In den wenigen Fällen, in denen es angeblich funktioniert mit der Freundschaft, ist die Leidenschaft doch schon drölfzig Monate vor der offiziellen Trennung zwei Meter unter die Erde versenkt worden. Oder aber einer kann nicht loslassen. Oder beide. Egal wie: das endet in einer Katastrophe.

Ich weiß es. Besser als jeder andere, möchte ich behaupten. Denn die meisten meiner Exfreunde schwirren noch immer mehr oder weniger in meinem Orbit herum. Ganz blöde Idee. Vor allem, weil fast alle schon seit Ewigkeiten neue Partnerinnen haben.

Und . Man kennt sich ja so gut, da kann man dem anderen doch nichts abschlagen. Und plötzlich findet man sich über einer technischen Betriebsanleitung, die mal eben auf Englisch übersetzt werden soll. „Du kannst das doch so gut.“ „Ok, und bis wann brauchst du das?“ „Am besten bis morgen.“ „Äh, ich bin bei der Arbeit?!“ „Dann mach’s heute Abend. Du kannst das doch so gut. Bitteeeeee!“

Inzwischen decke ich verschiedenste Berufssparten für die Herren ab. Ob Rechtsberaterin wegen der Oma, die das Haus nicht an ihn und seine (inzwischen) Frau verkaufen möchte, einziges Jurymitglied bei der Bewertung des aktuellsten 21-jährigen Tinder-Huhns (dem er natürlich vorgaukelt, er wäre Single und 10 Jahre jünger) oder Psychologin, weil die neue Alte doch nicht so super ist, wie man mal gedacht hat – in all diesen Branchen habe ich eine unfreiwillige und selbstverständlich nicht zertifizierte Weiterbildung genossen.

Da ich sehr ehrgeizig bin, bin ich natürlich in allen Disziplinen extremst erfolgreich. Und wusste schon beim ersten Blick auf das Tinder-Huhn, dass dessen IQ kaum die Raumtemperatur übersteigt. Und das Bild wurde im Freien gemacht. Im Winter. „Ja ok, du hattest mal wieder Recht.“ Vielleicht liegt es aber auch daran, dass einem der gesunde Menschenverstand schon sagt, dass 20 Jahre Altersunterschied, die auch noch verschwiegen werden, keine optimale Basis sind. Jaaa, wo die Liebe hinfällt und blaaaaa bla blaaaaaa. Meistens stimmt es aber eben doch. Zumindest in diesem Fall. Ich kenne ja meine Pappenheimer. Und dann sitzt da ja auch noch eine Frau zuhause auf dem Sofa. Hm. Blöd.

Auf welche dummen Gedanken Männer so kommen, wenn man ihnen keinen Einhalt gebietet. Nicht zu glauben.

Natürlich hätte man diesem Trauerspiel längst ein Ende bereiten können. Müssen. Aber wie ich schon öfter an dieser Stelle erwähnt habe, bin ich süchtig. Nach Harmonie. Auch in Situationen, in denen es mitnichten angebracht ist. In den inzwischen 15 Jahren habe ich irgendwie den Absprung verpasst. Und nach dieser Zeit kommt man sich dann doch latent dumm vor, noch szenenreich den Kontakt abzubrechen. Und vielleicht kann er mir ja doch den Laptop nochmal neu aufsetzen. Das kann er doch so gut.

Außerdem bereitet es mir jedes Mal ein inneres Fest, wenn ich voller Inbrunst zu ihm sagen kann „Bin ICH froh, dass ich DICH los hab.“ Überhaupt bestehen die Konversationen hauptsächlich aus passiv-aggressiven Dialogen. Da ich permanent das Gefühl habe, ich hätte ein lebenslanges Recht mich zu rächen.

Mit etwas Abstand betrachtet, grenzt das an Masochismus. Vor allem in der Anfangszeit. Denn der Grund dafür, dass diese zweifelhaften Beziehungen aufrecht erhalten wurden, war immer derselbe: Ich hatte noch Gefühle, er nicht. Und anstatt das Ganze einmal mit einem Ruck abzuziehen wie ein Pflaster, fast sterbend durch die Hölle zu gehen und dann neu anzufangen, entschied ich mich für einen viel besseren Weg: Das halb abgerissene Pflaster immer wieder neu auf die Wunde zu kleben, um es erneut halb ab- und damit die noch nicht abgeheilte Wunde wieder aufzureißen. Gibt schöne Narben. Ich besitze einige davon.

In dieser Beziehung lerne ich leider nur schwer dazu. Die letzte Episode aus dieser Reihe endete damit, dass mich der Mann, der mich nicht wollte, den ich aber noch immer sehr mochte und sowieso schon täglich damit zu kämpfen hatte, darum bat, sich mit ihm und seiner neuen potentiellen Freundin zu treffen. Damit ich ein Urteil abgeben konnte. Denn das kann ich ja so gut. Und meine Meinung sei ihm wichtig. What the fuck??

Er versuchte noch mehrmals erfolglos, mich zu überreden. Um mir dann theatralisch die Freundschaft zu kündigen. Schließlich wollte ich ja nicht, dass er glücklich wird und sei deswegen keine echte Freundin. Ok wow. Zu meiner eigenen Verwunderung blieb ich hart. Irgendwann hat wohl auch der stärkste Geist genug.

Natürlich gehören zu solchen Geschichten wie aus einem schlechten Film immer zwei. Und ich hatte am Ende jedes Mal das Gefühl, ein Monster erschaffen zu haben. Was ich daraus gelernt habe? Dass man nicht alle Menschen in seinem Leben halten kann. Oder wollen sollte. Wer meine Grenzen nicht respektiert, muss gehen. Und wer nicht erkennt, was er da grade für eine gute Partie gegen ein Instahäschen eintauscht, gleich zwei Mal. Ich übe allerdings noch.

Sorry, kein Bock auf Deine Story.

Kennt Ihr solche völlig absurden Geschichten aus eigener Erfahrung? Oder seid Ihr eher der Typ „ich tu so als hätten wir uns nie gekannt“? Lasst es uns wissen: unten in den Kommentaren oder bei Facebook oder Instagram. Ich bin gespannt, ob nur ich so blöd bin :).

Noch mehr interessante Beiträge zum Thema SINGLE findet Ihr hier.


3 Antworten zu „…und scheiß auf Freunde bleiben.”.

  1. Avatar von Max Liebling

    Ich sehe das genau wie Du: Dieses „Freunde bleiben“-Konzept funktioniert nie.
    LG Max

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  2. Avatar von Maxi

    Ich bemüh mich auch immer dumm und dämlich. Bin aber der Meinung das spätestens wenn beide einen neuen Partner haben sich zeigt, ob das tatsächlich eine „Freundschaft“ ist, die da entstanden ist oder nur das lächerliche Bemühen den anderen irgendwie auf biegen und brechen im eigenen Leben zu halten. Meistens ja dann doch immer zweiteres. Schon interessant. 😉

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  3. […] …und scheiß auf Freunde bleiben. […]

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