Ich bin 39 Jahre alt, in rund einem Monat werde ich die magische Grenze zur 40 überschreiten und stehe somit kurz vor einer Lebenskrise – glaube ich. Muss ich vor dieser Zahl Angst haben oder kann ich ihr süffisant entgegenlächeln. Ändert sich was? Und wenn ja, was?

Meine grauen Haare färbe ich schon seit Jahren. Als ich kürzlich wieder beim Friseur sitze, um alle Anzeichen des fortschreitenden Alters aus meinen Haaren zu eliminieren, drückt er mir ein Hochglanzmagazin in die Hand. Mit Entsetzen bleibe ich an einem Artikel hängen über – ja – Frauen 40+, die endlich zu ihrem Alter stehen und aufgehört haben sich die Haare zu färben. Na prima. Eine „More-Power-To-Grey-Haired-Women“ Bewegung, die mir sagt, wie frei ich mich fühlen kann, wenn ich mich nicht mehr meinem Haaransatz unterwerfen muss.
Versteht mich jetzt nicht falsch, ich bin total dafür, dass Frauen sich nicht irgendwelchen Konventionen unterwerfen oder unter gesellschaftlichem Druck stehen, Schönheitsidealen nachzulaufen zu müssen. Aber sorry, ich habe einfach keinen Bock auf graue Haare. Nicht weil ich der Meinung bin, dass eine Vierzigjährige keine grauen Haare haben darf, sondern weil sie mir an mir selbst einfach nicht gefallen. Oder ist es doch das Bewusstsein, dass meine Jugend jetzt endgültig vorbei ist? Nächster Halt 40, bitte alle 39jährigen aussteigen, Endstation.

Was ändert sich mit dem 40. Geburtstag?
Warum haben wir Frauen so einen Respekt davor unsere 30er hinter uns zu lassen? Wovor fürchten wir uns? Wechseljahre? Falten? Die Midlifecrisis unserer Männer? Eigentlich könnte ich ja sagen, mit vierzig ist gut die Hälfte des Lebens (vermutlich) eh schon rum. Einen Mann habe ich, Kinder auch, lass mal laufen, bisher hat’s ja auch ganz gut geklappt. Wäre da nicht diese Zahl, V-I-E-R-Z-I-G.
Die letzten Jahre hatte ich alle Hände voll damit zu tun, meine Kinder auf die Welt, ins Bett oder in den Kindergarten zu bringen. Die Mütter hier wissen was ich meine. Meine Kinder werden mich auch noch eine ganze Weile brauchen, hoffe ich, aber meine 5jährige Tochter hat mittlerweile mehr Verabredungen in der Woche als ich. Man wird einfach gemütlicher als Mutter. Da bist du froh, wenn die Kinder schlafen und du dir noch eine Folge vom Bergdoktor anschauen kannst. Alles andere wäre zu aufregend, dein Mutterleben ist ja schon aufregend genug.
Die kinderlosen Frauen unter euch werden das hier vermutlich grade lesen und nur mit dem Kopf schütteln. Ist ja gut, ich hör schon auf mit dem Gejammer. Aber sorry, ihr steht morgens auf dem Weg zur Arbeit top gestylt und in High Heels an der U-Bahn und ich überlege, wann ich das letzte Mal meine Pumps in der Hand, geschweige denn am Fuß hatte. Zum Lidstrich nachziehen komme ich tagsüber auch nicht, der hat es nämlich morgens erst gar nicht bis auf meine Lider geschafft.

Was haben kinderlose Frauen, was Mütter nicht haben?
Kinderlose Frauen haben den großen Vorteil, dass sie über furchtbar viel Zeit für sich selbst verfügen. Und glaubt mir, ihr lieben KILOs [1], für uns Mütter scheint es so, als hätten wir nur zwölf von den vierundzwanzig Stunden am Tag zur Verfügung. Und in diesen zwölf Stunden kümmern wir uns zehn um unsere Kinder und die restlichen zwei schlafen wir, bis das Klingeln des Wäschetrockners uns aus unseren Träumen reißt und an unsere hausfraulichen Pflichten erinnert.
Also liegt es doch am Muttersein und nicht am voranschreitenden Alter, dass die Falten tiefer sind und die Hüfte breiter wird? Schließlich habe ich auch keine Zeit mehr für körperformenden Ausdauersport, seit ich Mutter bin. Dann kann ich es ja im Zweifel auf die Kinder schieben, wenn ich Anfang vierzig mit fettigen (aber gefärbten!) Haaren und Schlabberhosen beim Bäcker stehe und meine Brötchen kaufe. Aber bin ich deswegen unglücklicher? Meine Freunde besuchen mich trotz unmanikürter Fingernägel und wir lachen gerne und viel zusammen. Lachen macht schön, und es macht Lachfältchen! Also alles Quatsch, Falten kommen auch, wenn man Spaß im Leben hat. Und glaubt mir, den habe ich.
Jetzt freue ich mich plötzlich doch auf meinen 40. Geburtstag. Wird eine große Party! Und irgendwie habe ich das Gefühl sagen zu können, der Lack ist bei mir noch lange nicht ab. Vielleicht muss er an der einen oder anderen Stelle lediglich mal wieder ausgebessert und poliert werden.
Und beim Bäcker? Da nehme ich meine Brötchen, die mittleidigen Blicke der jüngeren KILOs im Nacken und schreite erhobenen Hauptes zum Ausgang. Dabei denke ich: Kommt ihr erst mal in mein Alter, ihr werdet euch wundern.

[1] Kinderlose
Mehr davon? Kein Problem, schau im Mom-Blog vorbei,
Steht ihr auch kurz vor der magischen Grenze 40, oder habt sie vielleicht bereits überschritten? Schreibt uns in die Kommentare oder auf Instagram / Facebook.