Synapse, die – eine, der Übertragung von Reizen dienende Verbindung zwischen einer Nerven- oder Sinneszelle und einer anderen Nervenzelle oder einem Muskel. Die Richtung der Signalübertragung (nur vorwärts) ist anatomisch festgelegt, was für die Verarbeitung von Information rundlegend ist.

Und genau hier liegt mein Problem: Signalübertragung – nur vorwärts – für die Verarbeitung der Information grundlegend.

Ich habe einige Stärken. Die Klappe zu halten gehört leider nicht dazu. Es ist nicht so, dass ich ununterbrochen reden und den Leuten einen Tinnitus ans Ohr labern würde. Aber wenn mich etwas beschäftigt und vor allem, wenn ich mich aufrege, dann muss ich meine Meinung sagen. Und ich meine das wörtlich, dann muss es raus. Manchmal leider ungebremst. Eben „nur vorwärts“, wie bei den Synapsen. Die Signalübertragung kommt dann für einige Menschen, vor für allem die, die mich nicht kennen, sehr überraschend.

Sorry

Manchmal muss es einfach raus, sorry!

Das Waldmädchen erzählt gerne allen möglichen Leuten, dass ich im Auto schimpfe wie ein Rohrspatz. Aber mal ehrlich, nirgends schimpft es sich schöner als hinter dem Steuer. Da kann man wild gestikulierend den Vordermann respektive die Vorderfrau beschimpfen, ohne, dass er oder sie es wirklich mitbekommt und sich verletzt fühlt. Denn das ist ja das nächst Thema. Man muss immer auf die Befindlichkeiten seines Gegenübers achten. Darf ich das jetzt sagen? Ist mein Gegenüber dann eingeschnappt oder gar beleidigt? Ständig denken wir über die richtige Wortwahl nach, um nur niemandem auf den Schlips zu treten. Grundsätzlich ist das ja auch richtig. Man kann nicht einfach jeden anpöbeln, weil es einem gerade gefällt. Das versuchen wir auch unseren Kindern beizubringen.

Aber ihr kennt sie bestimmt auch. Diese eine Freundin oder Bekannte, die immer zu jedem Thema etwas zu sagen hat. Ist euer Kind gerade krank, dann ist ihres kranker. Standet ihr auf dem Weg in den Urlaub im Stau, dann war ihrer länger. Sie erzählt die wildesten Geschichten und alle sind total genervt, aber niemand sagt etwas. Und warum? Weil sich keiner den Mund verbrennen und die Böse sein will. Ja, und dann passiert es. Es kommt einfach so aus mir heraus. „Ein Wunder, dass dein Kind noch nicht auf der Intensivstation liegt, bei der Krankheitsgeschichte, die du gerade aufzählst. Und das hast du alles mit einem Fencheltee therapiert? Beachtlich.“

Sorry, darf ich ganz kurz unterbrechen?

Manchmal reicht es ja schon, wenn man seinen Mitmenschen das Signal gibt, sorry, was du gerade erzählst ist echt anstrengend. Oft sind sich die Personen dessen auch gar nicht bewusst. Ich bin da sicher auch keine Ausnahme. Mir hat mal jemand einen Trick verraten, wie man sein Gegenüber sofort zum Schweigen bringen kann. Man soll einfachen sagen:“ Sorry, darf ich dich ganz kurz unterbrechen? Du hast da was zwischen den Zähnen.“ Probiert es mal aus, euer Gesprächspartner wird sofort seinen Faden verlieren und erstmal still sein.

Eine besondere Spezies mit extremen Mitteilungsbedarf sind Erstgebärende. Ja, auch ich auch habe einmal dazugehört und im Nachhinein tut es mir sehr leid, dass ich meine Umwelt, vor allem die KiLos[1], mit endlosen Babygeschichten malträtiert habe. Erstgebärende sind vermutlich hormonell noch nicht wieder im Gleichgewicht, denn bei ihnen geht es den ganzen Tag nur um ihr Kind. Wie war die Nacht, der Stuhlgang und hat es schon allein das Bauklötzchen hochheben können? Eine Welt, die für die meisten KiLos vollkommen unverständlich ist und sich ab dem zweiten Kind für die meisten Eltern auch sehr schnell entzaubert.

Zwischendurch auch mal die Klappe halten

Wie ich also kürzlich mit dem kleinen Frosch beim Babymusikgarten[2] bin und die Kursleiterin versucht die Stunde zu beginnen, unterhalten sich zwei Mütter laut darüber, wie sehr ihr Kind den ganzen Tag speichelt, weil es Zähne bekommt. Trotz mehrfacher Anläufe seitens der Kursleiterin endlich anzufangen, wird das vollgespeichelte Beweismaterial erstmal unter die Lupe genommen und fachkundig beurteilt. Da wird es mir zu viel. „Mädels, wenn ihr quatschen wollt, geht doch bitte einen Kaffee trinken. Hier gibt es Leute, die würden gerne anfangen.“ Ich ernte böse Blicke auf der einen und das verlegene Lächeln der Kursleiterin auf der anderen Seite. Nur vorwärts – anatomisch festgelegt, ich sag’s ja.

Die beste Geschichte ist mir aber neulich bei einem schwedischen Möbelgeschäft passiert. Während der Ferien dachte ich mir, es wäre eine tolle Idee mit den Kindern zu besagter Möbelkette zu fahren. Das dachten sich nur leider auch mehrere hundert andere Leute und so war es an diesem Tag recht voll. Wir tippeln also mit der Masse durch die Gänge, einen Einkaufswagen vor mir herschiebend, weil ich keinen Kinderwagen mitnehmen, aber den Frosch auch nicht auf den Arm tragen wollte.

Vor uns ein älterer Herr, latent griesgrämig dreinschauend und offensichtlich von seiner, nach Sofas suchenden Ehefrau, genervt. Die Kinder und ich brav hinterhertrabend, meine Große von vorne an den Einkaufswagen gehängt, mit dem Po in Richtung des besagten Herrn ausgerichtet. Plötzlich bleibt er stehen, weil seine Frau ihm irgendetwas zeigen will.

Leider bin ich auf diesen plötzlichen Stopp nicht vorbereitet und so rammt der Po des Waldmädchens an seinen. Wütend und mit hochrotem Kopf dreht er sich um und setzt zu einer Schimpftirade an. Ich versuche noch abzuwiegeln, doch er kommt so in Fahrt, dass ich zwischen „unverschämt“ und „passen Sie doch auf“ nur die Hälfte verstehe. Da kneife ich die Augen ein wenig zusammen, gehe näher an ihn heran und schaue auf seinen Mund: „Sorry, darf ich Sie ganz kurz unterbrechen…“


[1] Kinderlosen

[2] Kurs der Musikschule, bei dem Babys durch Lieder und Instrumente erste Erfahrung mit Musik machen können


Kennst du diese Momente, in denen man einfach seinen Mund nicht halten kann? Oder gehörst du eher zu den Menschen, die sich auf die Zunge beißen und hinterher ärgern, nichts gesagt zu haben?

Schreibt mir in die Kommentare.


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